Weißt du… Du kannst nicht einfach das Spiel umhauen und dann verärgert in dein Zimmer rennen, nur weil du nicht gewonnen hast. Wenn es kaputtgegangen wäre, wäre es von deinem Taschengeld neu gekauft worden. Natürlich ist das Ziel des Spiels zu gewinnen. Doch viel wichtiger ist der Spaß beim Spielen. Wenn du am Spiel Spaß hast, ist doch der Sieg egal.
Das Ziel eines jeden Spiels ist zu unterhalten. Man kann zusammen in einer frohen Runde sitzen und miteinander reden. Vielleicht isst oder trinkt man noch dabei und hat aber eine schöne Zeit. Da ist es am Ende doch egal, ob man gewinnt oder verliert.
Schau mal, wenn man zu fünft spielt, gewinnt man das Spiel zu 20 %. Das heißt im Umkehrschluss aber auch, dass man eine 80%-ige Wahrscheinlichkeit hat, zu verlieren. Dann braucht man gar nicht erst spielen, wenn von vorneherein feststeht, dass man nicht gewinnen kann. Aber das ist das Tolle an unseren Spielen: Man kann gewinnen! Wenn man mitdenkt, hat jeder die gleiche Chance zu gewinnen.
Soviel zur Wahrscheinlichkeit. Viele Spiele haben aber mit Glück zu tun. Jedes Würfelspiel hängt von der Augenzahl ab, die du würfelst. Jedes Kartenspiel hängt von der zufällig gezogenen Karte ab. Wenn du solche Spiele also verlierst, heißt das nicht, dass du dumm bist und deswegen verloren hast. Du musst es also nicht persönlich nehmen.
Dein Onkel wurde immer laut und wütend, wenn er verlor und haute das Spielbrett mit samt den Figuren um. Er war so verärgert, dass er verlor, obwohl er sich so angestrengt hatte und je mehr er sich im Spiel anstrengte, desto lauter und wütender wurde er, wenn er wieder verlor. Dabei hatte er einfach nur kein Glück gehabt. Oder seine Strategie ging diesmal nicht auf. Dabei kann man beim nächsten Mal mit derselben Strategie gewinnen.
Dann gibt es da noch die Schummler. Cheater, wie es mittlerweile heißt. Ihre Strategie ist zu schummeln, um ihre Gewinnchance zu erhöhen, aber bringt der Sieg dann noch Freude? Ich meine, man hat gewonnen, ohne große Anstrengung. Gratulation, aber eigentlich hat man dann nur Zeit verloren. Zeit zum Trainieren. Zeit für Geselligkeit. Zeit zum Spaßhaben.
Solange du keinen Spaß am Kämpfen hast, ist der Sieg nutzlos.
Früher war ich auch wie du. Vielleicht liegt es ja in unserer Familie. Na jedenfalls wollte ich auch nur gewinnen und verlor ständig gegen meine Eltern, also Oma und Opa. Das ging so weit, dass ich komplett aufhörte zu spielen. Ich verlor dann zwar nicht, aber Spaß hatte ich auch nicht mehr, da ich ja niemals spielte. Es dauerte, bis ich das verstand. Irgendwann hat sich meine Einstellung aber geändert. Anfangs spielten wir in Teams. Dann war es nicht so schlimm, wenn ich verlor, solange mein Team gewann. Und wenn mein Team verlor, aber ich gewann, freute ich mich natürlich auch. So hatte ich eine größere Chance irgendwie zu gewinnen. Aber das Bedeutendste war, dass ich wieder spielte und daran Spaß hatte, auch wenn ich verlor.
So lernte ich auch mit Niederlagen tapfer umzugehen. Wichtig ist nämlich nicht nur ein guter Gewinner zu sein, sondern auch ein guter Verlierer. Da mir das Gewinnen nicht mehr am wichtigsten war, konnte ich sogar noch mehr Spaß haben und mich für die anderen freuen. Ich zappelte und hüpfte bei Spielen wie Tischtennis herum, tat bei einigen Rate-Spielen so, als ob ich Dinge nicht verstand, um mir einen kleinen zeitlichen Vorteil zu verschaffen, oder gab mich beim Minigolf ganz souverän, um dann im nächsten Moment total aus der Rolle zu fallen. Ich verwirrte damit meine Mitspieler, aber alle hatten dadurch noch mehr Spaß und da ich durch diese kleinen Täuschungen selber keinen Vorteil hatte, war das auch kein cheaten. Je öfter ich spielte, desto öfter gewann ich auch, denn ich wurde besser. Ich konnte mich ausprobieren, konnte verschiedene Tricks und Kniffe anwenden und oft durchschaute ich die Taktik meiner Gegner, egal ob sie 8 oder 88 Jahre alt waren.
Aber das Wichtigste, was ich gelernt habe, ist, dass man über sich selber lachen kann. Es ist egal, ob man gewinnt oder verliert, wenn man darüber steht und Spaß hat. Sicher machen es uns einige Spiele nicht leicht, ich denke da nur an „Mensch ärgere dich nicht!“, doch das gehört auch zum Spielen dazu, dass nicht immer alles glatt läuft. Und macht nicht auch gerade das den Reiz aus?
Doch ich wusste immer und du sollst es auch wissen: Wer spielt, kann verlieren, wer nicht spielt, hat schon verloren.
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