Weißt du… wenn du dich nicht traust, werde ich dich nicht zwingen ins tiefe Wasser zu gehen, doch lass dir kurz etwas dazu erzählen.
Ich kenne das Gefühl deiner Wasserangst: Du hast den Eindruck du bekommst keine Luft, wenn du nur etwas Wasser ins Gesicht abkriegst. Bekommst plötzlich Angst zu ertrinken. Angst zu ersticken. Doch ist es wirklich Angst vor Wasser? Nein! Es ist eher die Angst vor unbekannten Aktionen mit dem fremden, feuchten Element. Aktionen, die du sonst nicht machst, wie zum Beispiel Luftanhalten, wenn du dich sportlich betätigst oder wenn etwas ins Auge kommt – und sei es nur etwas Wasser – nicht sofort panisch daran zu reiben, sondern weiter zu schwimmen.
Doch gerade deswegen wollen wir ja ins Schwimmbad. Um dir diese Angst zu nehmen. Am besten machen wir mehrmals die Woche einen Schwimmtag und dann machen wir an jedem dieser Tage ein bisschen mehr mit ein bisschen weniger Hilfe, das nennt sich dann Eingewöhnung und ist am einfachsten und zugleich am effektivsten.
Schau mal, ich würde immer neben dir schwimmen und auf dich aufpassen. Ich lasse dich nicht untergehen und deine Schwimmflügel hast du ja schließlich auch noch um. Mit einer Tauscherbrille sieht es unter Wasser wirklich lustig aus, wie da alle möglichen Arme, Beine und Bäuche herumwackeln. Du musst nur für wenige Sekunden die Luft anhalten und abtauchen.
Natürlich darfst du auch weiterhin im warmen Kinderbecken spielen, doch glaube mir, wenn du erst einmal richtig schwimmen kannst, wird dir das schnell zu langweilig. So war es zumindest damals bei mir. Es war richtig schlimm: Ich muss wohl als kleines Kind ins Wasser gefallen sein oder so etwas Ähnliches. Anders kann ich mir das nicht erklären. Mich musste man jedenfalls sogar an das Duschen gewöhnen. Weil ich dort ja auch Wasser ins Gesicht bekam, wollte ich immer viel lieber in unserer Badewanne baden. Doch duschen ist nun mal günstiger und mal ehrlich: wo bekommst du so eine tolle Rückenmassage wie unter der Dusche? So musste ich mir etwas Schlaues einfallen lassen.
Ich half mir eine lange Zeit aus, in dem ich meine Hände über meine Nase und meinen Mund faltete, so dass das Wasser links und rechts daran vorbei floss und nicht zu ungewollten Verschluckungen und anstrengenden Hustenreizen führte. Doch das war halt nur ein Trick. Ich umging die Wasserangst, besiegte sie aber dadurch nicht. Es dauerte bis ins Erwachsenenalter bis ich diesen Trick nicht mehr brauchte und mich wirklich von der Wasserangst befreite. Das schaffte ich mit vielen Stunden im Schwimmbad. Ich möchte nicht, dass es dir auch so ergeht, du sollst Spaß haben am Schwimmen und keine Furcht. Darum möchte ich dir deine Angst gleich zu Beginn nehmen, bevor sie sich richtig manifestieren kann.
Wenn du nicht richtig schwimmen kannst und dir dadurch immer wieder viel Wasser ins Gesicht spritzt oder du dich nicht lange oder weit genug über Wasser halten kannst, wirst du diese Angst nie überwinden können. Darum üben wir nun im Schwimmbad.
Viele Kinder können heutzutage nicht richtig schwimmen. Sie können sich zwar kurzzeitig über Wasser halten, aber dann gleicht es eher einem Hundepaddeln oder dem Schwimmen eines Frosches. Das nennt sich dann Seepferdchen. Verstehe mich bitte nicht falsch. Das Seepferdchen ist super! Es ist eine Auszeichnung, auf die man stolz sein kann. Aber sie ist bloß der Anfang und leider nicht genug. Doch viele Kinder hören nach dem Erreichen dieser schwimmstufe auf und viele Eltern lassen ihre Kinder dann in Ruhe. Sie entwickeln ihre gute Schwimmtechnik nicht nur nicht weiter, sondern verlieren sie sogar wieder.
Sie denken sich, warum soll ich schwimmen können, wenn kilometerweit kein Meer, See oder Fluss ist. Doch was ist mit Urlaubsausflügen oder dem Schwimmen mit der Familie in einem Frei- oder Hallenbad? Irgendwann kommt man wieder mit tiefem Wasser in Berührung. Und umso älter man ist, desto peinlicher ist es einem dann einzugestehen, dass man nicht richtig schwimmen kann und es wieder lernen muss.
Die Bronzeprüfung ist das Minimum, was man machen sollte. Besser wäre noch Silber, aber das habe ich auch erst sehr spät gemacht. Doch mit so einer Auszeichnung kannst du beweisen, dass man sich um dich im Wasser keine Sorgen machen muss.
Und hast du nun wieder Lust morgen mit mir eine Runde zu schwimmen?

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